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Yuri Ahronovitch
YURI AHRONOVITCH wurde am 13. Mai 1933 in Leningrad (St. Petersburg) geboren. Seine Mutter Anna Eskina studierte Jura an der Universität von Leningrad. Sie arbeitete als Anwältin am Bezirksgericht der Stadt. Sein Vater Michael, Sohn einer Musikerfamilie, war Violinist, studierte Mathematik und lehrte in diesem Fach an der Universität von Leningrad.
Im Alter von vier Jahren fing Yuri an, Geige zu spielen. Fünfjährig erlebte er im Kirow Theater eine Aufführung von Tschaikowskis Schwanensee, die einen entscheidenden Eindruck auf ihn machte. Die Musik, der Dirigent, das Orchester und die Bühne faszinierten ihn so sehr, dass er anschließend seinen erstaunten Eltern erklärte, unbedingt Dirigent werden zu wollen.
Als er im Alter von zweiundzwanzig Jahren sein Studium am Leningrader Konservatorium absolviert hatte, wurde ihm eine erste Anstellung als Chefdirigent und Musikdirektor des Sinfonieorchesters von Petrosawodsk angeboten. 1956 wirkte er als Chefdirigent und Musikdirektor des Sinfonieorchesters von Saratow. Dort leitete er gleichzeitig auch die Orchesterklasse des städtischen Konservatoriums. Somit war er der seinerzeit jüngste Musikprofessor der UdSSR.
Im August 1957 wurden ihm und dem Orchester des Konservatoriums von Saratov der erste Preis beim sechsten Internationalen Festival für Junge Orchester in Moskau zuerkannt.
In den Jahren von 1957 bis 1964 wirkte Yuri Ahronovitch als Chefdirigent und Musikdirektor des philharmonischen Orchesters von Yaroslawl. Aus diesem machte er ein erstklassiges Ensemble, das weltbekannte Solisten wie Leonid Kogan, Emil Gilels, Maria Yudina und Wladimir Sofronitzki für Gastspiele gewinnen konnte.
Während der Spielzeit 1962/63 gab Yuri Ahronovitch sein Debut an der Leningrader Philharmonie. Der Solist des von ihm aufgeführten Konzertes war Emil Gilels. Die außergewöhnliche Beziehung zwischen beiden Künstlern begann 1957 in Yaroslawl. Dort gaben sie ihr erstes gemeinsames Konzert. Nach Abschluss dieses Konzerts zog Gilels seinen Schoßrock aus und schenkte ihn Yuri als Zeichen seiner Dankbarkeit und Wertschätzung. Ihre innige Freundschaft dauerte bis zum Tod des Pianisten im Jahre 1985 an.
1964 wurde Yuri Ahronovitch zum Chefdirigenten und Musikdirektor des Rundfunkorchesters von Moskau designiert, mit dem er ein großes Repertoire an symphonischen Werken wie auch konzertanten Opernaufführungen präsentierte.
Am 2. März 1972 emigrierte Yuri Ahronivitch nach Israel, wo er wenig später die israelischen Philharmoniker und das Radiosinfonieorchester von Jerusalem dirigierte. Schon bald wurde er von führenden westlichen Orchestern eingeladen, unter anderem vom Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks, dem Orchestre National de France, Londons Royal Philharmonic Orchestra, dem London Symphony Orchestra, dem Orchester der Mailänder Scala, den Wiener Symphonikern, dem Yomiuri Orchester von Tokio und dem Tonhallen-Orchester Zürich.
1975 wurde er zum Chefdirigenten des Kölner Gürzenich-Orchesters ernannt, das er bis 1986 leitete. Während dieser elf Jahre präsentierte Yuri Ahronovitch ein vielseitiges und unkonventionelles Repertoire, bestehend aus 66 verschiedenen Programmen. 1982 wurde ihm die Leitung des Königlich Philharmonischen Orchesters Stockholm übertragen. Zu seinem umfangreichen Repertoire zählten nicht zuletzt Welturaufführungen der Werke zeitgenössischer Komponisten. 1984 wurde er Mitglied der Königlich Schwedischen Musikakademie; 1987 verlieh ihm der schwedische König den höchsten schwedischen Zivilorden, den Polarstern. Außerdem wurde er 1991 von der italienischen Zeitschrift La Stampa und der Universität von Turin mit der „Arca d’Oro“ ausgezeichnet.
Neben seiner Tätigkeit als Chefdirigent bereiste Yuri Ahronovitch während jener Jahre die ganze Welt, um als Gastdirigent mit bedeutenden Orchestern zu musizieren. Um nur einige wenige zu nennen: Orchestre de Paris, Wiener Symphoniker, London Symphony Orchestra, Royal Philharmonic Orchestra, Mailänder Scala-Orchester, Orchester Maggio Musicale Fiorentino von Florenz, alle deutschen und italienischen Rundfunkorchester, Rundfunkorchester von Israel, Spanien, Belgien, Dänemark und der Schweiz sowie der BBC London, Orchestra dell’Accademia Nationale di Santa Cecilia in Rom, New York Philharmonic Orchestra, Detroit Symphony Orchestra, Israel Philharmonic Orchestra, das Jerusalemer Sinfonieorchester und das Yomiuri Sinfonieorchester in Tokio.
Mit folgenden Orchestern unternahm er ausgedehnte Tourneen: dem Orchestre National de France, dem Kölner Gürzenich-Orchester, dem London Symphony Orchestra, Londons Royal Philharmonic Orchestra, dem Orchester des Royal Opera House Covent Garden, dem Moskauer Radio-Sinfonieorchester, dem New York Philharmonic Orchestra, den Rundfunkorchestern von Baden-Baden, Berlin, Hamburg und Stuttgart, den Stockholmer Philharmonikern und dem Wiener Symphonieorchester.
Im Oktober 2002 gab Yuri Ahronovitch sein letztes Konzert. Er dirigierte das Orchestre de Paris im Théâtre Mogador und führte unter anderem Alexander Scriabins Symphonie Nr. 3 „Le Divin Poème“ auf, eben jenes Werk, mit dem er November 1972 in Helsinki auf einer westeuropäischen Bühne debütierte.
Am 31. Oktober 2002 verlor die Musikwelt in Yuri Ahronovitch einen Dirigenten, dessen Leidenschaft insbesondere der Interpretation musikalischer Werke der Romantik galt, die für ihn die menschliche Seele am nachdrücklichsten zum Ausdruck brachte. Seine Kunst umfasste allerdings ein breites Spektrum an Kompositionen vom Barock bis zur Moderne.
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